Ob Kleidung, Bettwäsche, Vorhänge oder Möbelbezüge – Stoffe umgeben uns überall und sorgen, wie im Fall der teuersten Fasern der Welt, für ein Gefühl von Luxus. Zwei dieser Materialien möchten wir euch heute vorstellen, weil es faszinieren ist, zu sehen, woher diese Fasern stammen und wie sie gewonnen werden.
Die Geschichte der Fasern
Funde von Resttextilien zeigen, dass Stoffe bereits in der Steinzeit existierten. Blickt man ins alte Ägypten, wird man feststellen, dass zum Mumifizieren ebenfalls Textilien notwendig waren. Doch kann der Anfang der Stoffherstellung erst eindeutig dem Mittelalter zugeordnet werden, wo Bauern sich Schafe zur Gewinnung von Wolle hielten, und zusätzlich Flachs oder Hanf anbauten. Zu diesem Zeitpunkt verdienten sich viele Familien ihr Zubrot durch das Spinnen, Weben und die Herstellung von Leinen. Einige Jahrhunderte später explodierte der Bevölkerungszuwachs; es mussten mehr Textilien hergestellt werden. Fortan wandelte sich die Herstellung: Sogenannte Verleger kauften Rohmaterialien an und ließen diese gegen Bezahlung von Bauern verspinnen und verweben. Der Grundstein für die industrielle Textilherstellung wie wir sie heute kennen wurde gelegt.
Der Beginn der Industrialisierung
Anfang des 19. Jahrhunderts begann der technische Fortschritt. Mechanische Spinnmaschinen und Webstühle erhielten Einzug in den ersten Fabriken des Landes, die Textilproduktion erlangte ein ganz neues Niveau. Ab der Mitte des Jahrhunderts wurden Wolle und Leinen allmählich vom Markt gedrängt und die Baumwolle erfreute sich einer erhöhten Beliebtheit. Bis nach dem 2. Weltkrieg, wo in Deutschland aufgrund der Rohstoffknappheit vorerst nur alte Stoffe und Fasern umgearbeitet wurden. Seitdem hat sich nicht nur hierzulande die Textilproduktion erholt, immer mehr Konkurrenten aus anderen Ländern wie China erobern den Markt. Spätestens durch die Globalisierung können heute nicht nur Menschen aus höheren Gesellschaftsschichten in den Genuss von Seide und Vikunjawolle kommen. Womit wir bereits bei zwei der teuersten Fasern der Welt wären.
Wieso ist Seide eine teure Faser?
Am liebsten würde sich jeder von uns auf Seide betten, denn diese Faser ist nicht nur unglaublich weich, sondern auch pflegend für die Haare. Doch der Preis macht den meisten einen Strich durch die Rechnung, schließlich kann ein Seidenkissen allein um die 100 € kosten.
Doch wie erklärt sich dieser Preis?
Die Seidenproduktion beginnt bei den Maulbeerbäumen, von dessen Blättern sich die Seidenspinnerraupe ausschließlich ernährt. Bei der Bioproduktion geht es sogar so weit, dass diese Raupen per Hand gefüttert werden müssen. Am Anfang benötigt die Seidenspinnerraupe ca. 1,5 Gramm Nahrung am Tag, am Ende sind es bis zu 200 Gramm täglich. So bildet sich im Laufe von 40 Tagen, was der Lebensdauer der Raupen entspricht, ein Seidenkokon.
Zur Einordnung: Für ein ärmelloses Kleid benötigt man ca. 300 Gramm Seide, was ca. 1200 Seidenkokons entspricht. Und deshalb gehört Seide zu den teuersten Fasern der Welt.
Eigenschaften von Seide
Seidenfasern werden viele tolle Eigenschaften nachgesagt. Der sogenannte Seidenschrei bezeichnet das charakteristische Geräusch, das nur Seide macht, wenn man sie zusammenrafft. Bei Kleidungsstücken aus Seide profitiert der Träger vom Tragekomfort, da Seide leicht und geschmeidig ist. Darüber hinaus ist sie saug- und isolationsfähig. Wie Baumwolle kann sie das Mehrfache ihres Gewichts an Flüssigkeit aufnehmen, nämlich ganze 30%, und trocknet vergleichsweise schnell. Daher eignet sich Seide sowohl im Sommer als auch im Winter.
Im Vergleich zur eben genannten Baumwolle knittert sie nicht so leicht. Zusätzlich ist die Faser der Seide gleichzeitig fest und elastisch. So lässt sich ein Meter dieses Materials um ganze 15 cm dehnen. Allergiker können sich freuen, denn Seide gilt als allergikerfreundlich. Seit geraumer Zeit sind Seidenkissen gefragter denn je, da die Beautywelt auf die positiven Eigenschaften für Haut und Haare schwört. So soll durch die Benutzung von echten Seidenkissen das Haar weniger strapaziert werden, was für weniger Knotenbildung und Haarbruch sorgt. Und sogar weniger Falten werden versprochen, da das Material nicht knittert und somit die Haut weniger strapaziert. Und wer würde morgens nicht gern weniger verknittert aufwachen. Durch das bloße Schlafen auf einem Seidenkissen Anti-Aging betreiben? Klingt fast zu schön, ist aber Realität.
Protipp: Wer seinen Haaren etwas Gutes tun möchte, ohne viel Geld für ein Seidenkissen auszugeben, kann mit einem Haargummi aus Seide beginnen.
Vikunja Wolle – eine der teuersten Fasern der Welt.
Was hat es mit Vikunjawolle
auf sich?
Beim Vikunja handelt es sich um ein Tier aus der Familie der Kamele, dessen feine Unterwolle besonders wertvoll ist. Diese rund 1,50 Meter große und ca. 50 Kilo schwere Tiere leben wild in Nationalparks und weitläufigen Gehegen. Alle zwei Jahre erfolgt ein aufwendiger Scherprozess. Dabei muss das Deckhaar vom feinen Unterhaar getrennt werden, sodass am Ende ca. 150 Gramm Vikunjawolle pro Tier zusammenkommen.
In den 60ern wären die Vikunjas fast ausgestorben, weswegen sie 1975 in einem Artenschutzprogramm aufgenommen wurden. Zurzeit beläuft sich ihr Bestand auf ca. 270.000. Das sind zwei wesentliche Punkte, wieso Vikunjawolle so teuer ist. Zum einen wirft ein Tier alle zwei Jahre nur wenig Wolle ab und zum anderen sind Vikunjas selten geworden. Ein Kilo Vikunjawolle kostet rund 530 €, wobei es sich um Rohmaterial handelt. Nach der Verarbeitung kostet dieselbe Menge schnell bis zu 10.000 Euro. Besonders ist auch, dass diese Wolle nicht gefärbt werden kann. Das hellbraune Rückenhaar mag also beliebt sein, aber das weiße Haar des Bauches ist besonders beliebt. Noch exklusiver ist nur das Albinovikunja, was noch mal seltener ist.
Eigenschaften der Vikunjawolle
Besonders gern werden Socken, Pullover, Schals und Mäntel aus Vikunjawolle hergestellt. Dabei kann ein Paar Socken um die 500 Euro, ein Mantel schnell um die 15.000 Euro kosten. Da die Fasern der Vikunjawolle unglaublich fein sind, gilt dieses natürliche Material als außerordentlich weich und angenehm auf der Haut. Praktisch ist aber vor allem die gute Wärmerückhaltung. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass diese Tiere auf ca. 5000 Meter Höhe leben, wo es kalt und windig zugeht. Frieren müssen sie dank ihres Fells aber nicht. Außerdem knittert diese Wolle kaum. Ein Traum für jeden, der nicht gerne bügelt. Modebewusste schätzen den unverwechselbaren, schimmernden Glanz. Hier wird auf den ersten Blick deutlich, dass es sich um eine Besonderheit handelt, die man nicht überall erwerben kann.
Wenn man bedenkt, welche Anstrengungen unternommen werden, um diese Fasern zu gewinnen, sind die Preise nachvollziehbar. Im Fall der Seide sind es vor allem die Seidenspinnerraupen, die die meiste Arbeit erledigen. Wem das Wohlergehen der Tiere am Herzen liegt, aber nicht auf Seide verzichten möchte, ist gut damit beraten, sich bei Bio Seidenproduzenten umzuschauen. Bei Vikunjawolle gibt es hingegen keine Bedenken, sofern der Artenschutz sie weiterhin im Auge behält.
Unser Team blickt in Sachen Materialien und Polster neu beziehen auf fundierte Kenntnisse aus jahrelanger Erfahrung zurück und steht gerne beratend zur Seite.